Fernwärme für Jena-Süd aus Heißwasser statt Dampf
07.11.2025, 13:20:00 | Stadtwerke Energie Jena-Pößneck | Aktuelles | Energie- & Wärmewende | Baumaßnahmen | Dampfablösung | Adern von Jena
Energiewende-Projekt erfolgreich abgeschlossen
Ein Abschluss, der eigentlich ein Anfang ist: Mit dem Setzen eines symbolischen Schlusssteins beendeten die Stadtwerke heute (7. November 2025) ganz offiziell ihr Projekt Dampfablösung. Als ersten Schritt hin zur klimaneutralen Fernwärme war ein mit Dampf betriebenes Teilnetz in Jena-Süd stillgelegt und an das Hauptnetz angeschlossen worden. Niedrigere Betriebstemperaturen gelten als Grundvoraussetzung, um die Fernwärme künftig aus erneuerbaren Energien statt fossilem Erdgas bereitstellen zu können.
Seit 2019 hatten die Stadtwerke auf diesen Tag hingearbeitet und insgesamt 24 baulich-betriebliche Einzelmaßnahmen umgesetzt. Im März dieses Jahres startete dann die "heiße Phase" im Projekt - mit gleich mehreren Herausforderungen:
- Es musste an verschiedenen Netzpunkten gleichzeitig gebaut und während dieser Arbeiten eine mehrmonatige Ersatzversorgung für die bisherigen Dampfkunden in Jena-Süd aufrechterhalten werden.
- Die notwendigen Arbeiten an der Rohrbrücke über die Kahlaische Straße konnten nur in einem Zeitfenster erfolgen, das durch eine Gleissperrung der Deutsche Bahn vorgegeben war.
- Die Einbindung der neuen Leitungsabschnitte ins Bestandsnetz führten Mitte Mai zu einer zweitägigen Fernwärmeunterbrechung für rund 12.000 Haushalte im Stadtgebiet von Jena - ein Novum in der jüngeren Unternehmensgeschichte.
- Bis Ende Oktober dauerten die umfangreichen Leitungsarbeiten im Kreuzungsbereich Lichtenhainer Straße / Moritz von Rohr-Straße: Hier musste ein unterirdisches Fernwärmebauwerk freigelegt, aufgebrochen, entfernt und durch einen mehrarmigen "Leitungsknoten" mit Abzweigen zu den verschiedenen Fernwärmekunden neu errichtet werden. Ein kniffliges Unterfangen, das dennoch erfolgreich und pünktlich beendet werden konnte.
Für die zuverlässige und qualitativ hochwertige Arbeit während der gesamten Projektvorbereitung und Umsetzung dankten Stadtwerke Energie-Geschäftsführer André Sack und Stadtwerke Jena Netze-Geschäftsführerin Kristin Weiß heute den beteiligten Baufirmen und Planern sowie den Kolleginnen und Kollegen aus den beteiligten Stadtwerke-Unternehmen. Zur Würdigung des Großprojektes wurde eine mit den Projektdaten geprägte Betonschwelle präsentiert und - passenderweise - mit einem Glas heißen Wassers eingeweiht. Künftig wird diese besondere Treppenstufe im Eingangsbereich der Fernwärmestation in der Lichtenhainer Straße einen würdigen Platz finden.
Die Stilllegung des Dampfnetzes in Jena-Süd ist eine der größten Veränderungen im Jenaer Fernwärmenetz seit Ende der 1990er Jahre. Und sie ist die erste konkrete Maßnahme, um das Fernwärmenetz von Jena zukunftssicher aufzustellen. In den kommenden Jahren werden weitere folgen. Zunächst aber stehen in Jena-Süd noch einzelne Maßnahmen an, die aus Gründen der Baufreiheit erst nach Fertigstellung des Zeiss-Neubaus umsetzbar sind. Und auch ein Ersatzneubau für die Rohrbrücke über die Kahlaische Straße soll in den Jahren 2027/28 umgesetzt werden. Dann nämlich hat das 1968 errichtete Bauwerk nach fast 60 Jahren im Dienst das Ende seiner Nutzungsdauer erreicht.
Daneben treiben die Stadtwerke den Ausbau und die Verdichtung des Fernwärmenetzes und die Dekarbonisierung der Fernwärmeerzeugung aktiv voran. Seit Ende 2022 liegt mit der Wärmenetzstrategie ein Konzept vor, wie die Fernwärme für Jena bis 2040 klimaneutral erzeugt werden kann. Seit Anfang dieses Jahres liegt die Kommunale Wärmeplanung für Jena vor und hat Quartiere identifiziert, die sich für eine Fernwärmeversorgung eignen. Aktuell führen die Stadtwerke Energie alle diese Erkenntnisse in einer aus dem Bundesprogramm Effiziente Wärmenetze (BEW) geförderten Transformationsplanung zusammen. Bis Mitte kommenden Jahres wird dieses Planwerk einen konkreten Zeit- und Maßnahmenplan zur Zukunft der Wärmeversorgung von Jena liefern.
Das Dampfnetz der Stadtwerke Energie Jena-Pößneck verlief auf einer Länge von sieben Kilometern zwischen Winzerla und dem Wissenschafts- und Industriestandort Jena-Süd. Es nutzte bis zu 320 Grad heißen Wasserdampf als Wärmemedium, während das fast 120 Kilometer umfassende Hauptnetz mit maximal 130 Grad heißem Wasser betrieben wird. Zuletzt wurden neun zumeist gewerblich-industrielle Großkunden über das Dampfnetz versorgt, die die Fernwärme für ihre Produktionsanwendungen genutzt haben. Doch ging deren Nachfrage nach reinem Prozessdampf zuletzt stark zurück. Zudem ist ein Hochtemperatur-Fernwärmenetz für den Betrieb mit erneuerbaren Energien ungeeignet und daher wenig zukunftsfähig. Die Ablösung des Dampfnetzes in Jena-Süd war die größte technische Veränderung am Jenaer Fernwärmenetz seit Mitte der 1990er Jahre. Seit 2019 bereits haben die Stadtwerke in mehreren Teilmaßnahmen auf diese Netzumstellung hin gearbeitet. So wurden u.a. im Sandweg, im Lichtenhainer Oberweg, in der Lichtenhainer- und der Moritz-von-Rohr-Straße neue Heißwasserleitungen verlegt sowie zwei Wärmeübertragerstationen auf dem Gelände von Schott und der Fachhochschule vollständig umgebaut. Insgesamt haben die Stadtwerke rund 6,8 Millionen Euro in das Projekt investiert, davon allein in 2025 rund 3,4 Millionen Euro.