Grüne Wärme aus Abwasser für Jenas Norden

17.11.2023, 10:07:44 | Stadtwerke Energie Jena-Pößneck | Aktuelles, Pressemitteilungen | Energie- & Wärmewende
IG Jena-Nord über Pläne für Ausbau umweltfreundlicher Wärmeversorgung informiert

Die Gewerbegebiete entlang der Wiesenstraße in Jena-Nord sollen voraussichtlich ab dem Jahr 2028 mit grüner und CO2-neutraler Wärme versorgt werden. Durch Abwasser-Großwärmepumpen auf der zentralen Kläranlage soll dafür die Abwärme des gereinigten Abwassers zurückgewonnen und so ein Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden. Die entsprechenden Pläne der Stadtwerke Energie Jena-Pößneck präsentierten Christoph Kindt, Bereichsleiter Erzeugung und Erneuerbare Energien sowie Jonas Waldhäusl, Projektentwickler erneuerbare Energien, den Mitgliedern der Interessengemeinschaft (IG) Jena-Nord in dieser Woche im Rahmen einer Mitgliederversammlung. 

Der Ansatz der Stadtwerke Energie sieht vor, das Prinzip der Wärmerückgewinnung über Abwasser-Großwärmepumpen mit einer thermischen Leistung von ca. 20 Megawatt zu nutzen: In der Nachklärung der Zentralen Kläranlage fließt ganzjährig und zuverlässig warmes Abwasser. Dieses soll zukünftig über einen Wärmetauscher fließen, in dem sich kaltes Wasser befindet. Das kalte Wasser wird so erwärmt und speist eine Wärmepumpe. Die entstehende Wärme kann dann über ein entsprechendes Nahwärmenetz verteilt und komplett CO2-neutral zum Heizen verwendet werden.  

Georg Hädicke, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Jena-Nord: „Die Gewerbetreibenden von derzeit 25 Unternehmen aus Jena-Nord haben die Pläne der zukünftigen Wärmeversorgung mit großem Interesse aufgenommen. Besonders gut kam an, dass uns weder hohe Investitionen noch Umbauten in den Gebäuden erwarten, außerdem organisieren die Stadtwerke Energie die Betriebsführung. Daneben ist die Nutzung innovativer Technik und grüner Wärme und Kälte ein positiver Standortfaktor für unser Gewerbegebiet. Wir würden uns freuen, wenn sich weitere Unternehmen aus Jena-Nord unserer Initiative anschließen.” 

Christoph Kindt: „Die Nutzung von Abwasser-Abwärme ist sowohl ökologisch als auch ökonomisch hocheffizient. Denn sie ist auf der zentralen Kläranlage permanent verfügbar und lässt sich über Wärmepumpen ganzjährig nutzen. Indem wir dieses erhebliche Wärmepotenzial erschließen, gehen wir einen weiteren Schritt in Richtung Wärmewende und Klimaneutralität für Jena.“ Das noch zu errichtende Nahwärmenetz in Jena-Nord soll so aufgebaut werden, dass die Gewerbetreibenden im Sommer auch mit Kälte beliefert werden und nicht vermeidbare Abwärme selbst ins Netz einspeisen können. Perspektivisch können auch rund 3.000 Einwohner und Gewerbeeinheiten des „Wohnquartiers Wenigenjena“ rund um die Schillerkirche an die grüne Wärme angebunden werden. 

Bis es so weit ist, sind allerdings noch einige vorbereitende Schritte notwendig. Zunächst sollen die derzeitigen Pläne bis Ende 2024 im Rahmen einer Machbarkeitsstudie konkretisiert werden. Danach könnte die Umsetzung mit dem Bau des neuen Nahwärmenetz im Jahr 2025 starten. Aus heutiger Sicht ist eine Inbetriebnahme der neuen Abwasserwärmepumpe zum Jahresende 2028 angestrebt. 

Hintergrund: Wärmenetzstrategie 2040 für Jena 

Die Stadt Jena hat sich vorgenommen, bis 2035 klimaneutral zu werden und hat dafür in ihrem Klimaaktionsplan konkrete Schritte beschrieben. Zudem definiert das Thüringer Klimagesetz das Ziel, die Wärmeversorgung im Freistaat bis 2040 emissionslos zu gewährleisten. Die Bundesregierung möchte das Ziel der Klimaneutralität bis 2045 erreichen.  

Die Stadtwerke Energie unterstützen diese klimapolitischen Ziele. In der Wärmenetzstrategie 2040 haben sie einen konkreten Transformationspfad zur Dekarbonisierung ihrer Fernwärmeversorgung beschrieben. Beträgt der Anteil erneuerbarer Energien an der Jenaer Fernwärmeerzeugung derzeit rund zwei Prozent, soll dieser Anteil bis 2035 auf mehr als 90 Prozent steigen und spätestens 2040 das Ziel einer klimaneutralen Fernwärmeerzeugung erreicht werden. Zum Einsatz soll ein Mix aus verschiedenen regenerativen Energieträgern kommen; geplant sind Flussthermie, Solarthermie und oberflächennahe Geothermie, außerdem Biogas, Großwärmepumpen und Power to Heat. Zudem spielt grüner Wasserstoff im angestrebten grünen Energiemix eine bedeutende Rolle. Infos unter: www.stadtwerke-jena.de/waermenetzstrategie