Jenas Straßenbahnhaltestellen werden barrierefrei

01.06.2023, 13:13:58 | Jenaer Nahverkehr I JES | , Pressemitteilungen
Menschen mit Beeinträchtigungen fahren mit, ohne auf fremde Hilfe angewiesen zu sein

Um allen Fahrgästen der neuen Lichtbahnen einen barrierefreien Einstieg zu ermöglichen, werden die Bahnsteige des Jenaer Nahverkehrs zunächst mit zusätzlichen Bahnsteigkanten ausgerüstet. Die Umbauarbeiten starteten in dieser Woche an der Haltestelle Jenoptik in Göschwitz. In den kommenden Wochen erfolgt die Umrüstung weiterer Bahnsteige. 
Ziel der Arbeiten ist es, die geringen Höhendifferenzen und Abstände zwischen Bahnsteig und Einstiegsbereich der Straßenbahnen zu verkleinern u.a. für Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer sowie motorisch eingeschränkte Personen. Statt beim Einstieg größere Lücken überwinden zu müssen oder via Rampe in das Fahrzeug zu rollen, kann der Fahrgast durch die Anpassungen bequem ohne weitere Hilfsmittel und fremde Hilfe in die Bahn gelangen. Die zusätzlichen Bahnsteigkanten garantieren den immer gleichen, dichten Abstand zum Straßenbahnwagen.

Hintergrund:

Menschen mit Beeinträchtigung haben das Recht auf volle, wirksame und gleichberechtigte Teilhabe am Leben in der Gesellschaft – also auf Barrierefreiheit. Das gilt insbesondere auch im ÖPNV. Noch verhindern seit den 1990er Jahren in Jena gebaute Straßenbahnhaltestellen in unterschiedlichen Ausführungen die Inklusion und Teilhabe, da unsere Fahrpersonale Fahrgästen mit Beeinträchtigung beim Ein- und Aussteigen mittels Auslegung von Rampen Hilfe leisten müssen. Der Jenaer Nahverkehr setzt im Zuge der neuen Fahrzeuggeneration konsequent darauf, die Lichtbahnen ohne fremde Hilfe zugänglich zu machen. 
Die Aufgabe, Menschen mit Beeinträchtigung auch ohne fremde Hilfen den Ein- und Ausstieg in Straßenbahn zu ermöglichen, bestand schon vor der Beschlussfassung zur Beschaffung der Lichtbahnen. Der Jenaer Nahverkehr stand vor der Herausforderung, hierbei jede Straßenbahnhaltestelle umbauen zu müssen. Aus diesem Grund wurde im Zuge der Projektierung der Lichtbahnen entschieden, den erforderlichen Umbau aller Haltestellen zu nutzen, um die Fahrgäste zukünftig von den längeren und um wenige Zentimeter breiteren Straßenbahnen profitieren zu lassen. Der Umbau muss jedoch aus wirtschaftlichen Gründen schrittweise erfolgen. 
Damit alle Haltestellen schon mit dem ersten Einsatz der Lichtbahn barrierefrei genutzt werden können, müssen an den nicht ganz 50 Straßenbahnhaltestellen Anpassungen vorgenommen werden. Da eine Vielzahl der Haltestellen unterschiedliche Maße hat, müssen Umrüstungen sowohl in der Breite (dafür wurden einzelne Bahnsteigkanten gesägt) als auch in der Höhe mit den zusätzlichen Bahnsteigerhöhungen erfolgen. Davon ausgenommen sind die Haltestellen Löbstedt, Flurweg, Emil-Wölk-Straße, Platanenstraße und die Endhaltestelle Lobeda-Ost, da diese bereits 100 Prozent barrierefrei und passgenau für die neuen Lichtbahnen umgebaut wurden. ´

Warum neue Straßenbahnen für Jena?

Straßenbahnen sind als Transportmittel im ÖPNV unschlagbar: Sowohl was die Anzahl der Fahrgäste betrifft – sie bewegen nach Angaben des Verbandes deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) das dreifache Passagiervolumen einer Buslinie – als auch hinsichtlich der Klimabilanz: E-Mobilität bei Straßenbahnen gibt es in Jena schon seit über 120 Jahren und wird es voraussichtlich auch die nächsten 120 Jahre geben. Hinzu kommt die enge Tallage Jenas, die wenig Spielraum lässt für den Ausbau von Infrastruktur. Das vorhandene Liniennetz jedoch ist auf vorherige Bedienstandards zugeschnitten. Neue Straßenbahnen – ganz gleich welchen Fahrzeugtyps – erfordern Anpassungen.
Wie die GT6M sind auch die Lichtbahnen meterspurig und gleichermaßen auf die Bedürfnisse der Stadt Jena und ihrer Fahrgäste ausgelegt. So umfasst der Lieferauftrag Straßenbahnen in zwei unterschiedlichen Fahrzeuglängen: 16 Fahrzeuge sind siebenteilig ausgeführt mit einer Fahrzeuglänge von rund 42 Meter. In den drei Multifunktionsbereichen befinden sich vier Plätze für Rollstuhlfahrer. Ebenso erhalten Kinderwägen und Fahrräder Abstellfläche. Acht Fahrzeuge sind als fünfteilige Straßenbahnen ausgelegt mit einer Fahrzeuglänge von ca. 32 Metern. In der kürzeren Variante befinden sich zwei Multifunktionsbereiche mit ebenfalls vier Rollstuhlplätzen. Die niederflurigen Fahrzeuge sind mit jeweils fünf bzw. sechs Türen pro Seite ausgestattet.

Die Vorteile der Lichtbahn:
•    Barrierefreiheit im ÖPNV gemäß Personenbeförderungsgesetz
•    Bessere Funktionalität für alle Nutzergruppen u.a. durch größere Multifunktionsbereiche
•    Kapazitätszuwachs
•    Bahnen sind kosten- und energieeffizienter einsetzbar
•    Steigerung des Fahrgastkomforts und des Sicherheitsniveaus
In den Linienbetrieb startet die erste Lichtbahn voraussichtlich diesen Herbst.